Lange hat Kwarren, die Bärenkriegerin und Leibwächterin des Königs von Tallgard, versucht, ihre Vergangenheit zu vergessen. Doch ihr König schickt sie heim nach Alantua. Hier trifft sie auf ihre Schwestern und Kwarren muss sich entscheiden, ob sie vor ihrer Verantwortung weiter davonläuft oder ob sie ihr Schicksal annimmt. Denn im südlichen Nachbarland Kantú erhebt sich ein Mann, dessen Machthunger und Brutalität keine Grenzen kennt. Und dieser strebt nach Rache an Alantua.


***

Alantua ist ein Fantasy-Roman mit magischen und abenteuerlichen Elementen. Hier rettet kein holder Prinz das Königreich, sondern selbstbewusste Heldinnen, die dem brutalen Herrscher des Nachbarlandes Kantú entgegentreten.

Seitenanzahl: ca. 324
eBook ISBN: 978-3-7309-6816-1

Hier erhältlich:

Amazon

Thalia

Google Play

iBooks

Kobo

 Weltbild


Leseprobe: Prolog

 

Gehüllt in einen dunklen Umhang eilte Arthano, Prinz von Kantú, über schwarzes Gestein hinauf zum Berg des Dämons.

Keine Wolke bedeckte den Himmel über ihm, nur die Sterne leuchteten ihm den Weg. Es war die Nacht des Monats, in der Monwym, die Mondgöttin, Herrscherin über das Wasser, ihr Gesicht verbarg. Nur in dieser Nacht, so hatte es die Priesterin gesagt, konnten sie den Dämon beschwören.

Bereits bei Sonnenuntergang war der Prinz aufgebrochen. Allein, gekleidet in das einfache Tuch eines Dieners, und hatte einen alten braunen Gaul aus den Stallungen geholt, statt seinen schwarzen Hengst Bergamon zu satteln. Es sollte niemand mitbekommen, was er in dieser Nacht vorhatte. Nur die Sterne waren seine Zeugen. Und die, so war er gewiss, würden ihn nicht verraten.

Das Pferd hatte er am Fuße des Berges zurückgelassen, die Zügel in Ermangelung eines Baumes oder Astes einfach am Boden mit einem schweren Stein fixiert. Das gemächliche Tier hatte sofort damit begonnen, an ein paar trockenen Grasbüscheln zu kauen. Arthano hoffte, sie würden es solange beschäftigen, bis er zurückkam. Er hatte keine Lust, den staubigen Pfad nach Kantarra zurück zu laufen.

Nach der Hälfte des Weges war er nun schweißgebadet. Es war eine lauwarme Frühlingsnacht und der Aufstieg beschwerlich. Doch die Mühe würde sich lohnen.

Beinahe hätte er sie übersehen, die schmale Steinspalte, durch die man das Innere des Dämonenberges betreten konnte. Sie war gerade breit genug, dass er sich seitwärts hindurchzwängen konnte. Nach zwei Schritten hatte ihn die Schwärze des Berges umfangen. Er sah nichts mehr, konnte nur noch vorsichtig den Weg mit den Füßen ertasten und stützte sich mit den Händen an der scharfkantigen Steinwand vor seinem Gesicht ab. Der Felsen war warm.

Und dann, als er schon dachte, die Schwärze würde niemals enden und er würde einfach in ein endlos tiefes Loch stürzen, sobald der Durchgang zu Ende war, bemerkte er endlich ein sanftes Glühen. Das Glühen wurde heller, beschien orange und warm sein Gesicht. Gleichzeitig wurde der Fels unter seinen Händen immer heißer. Er musste die Hände sinken lassen.

Schließlich trat er aus dem Schacht. Die orangefarbene Hitze traf ihn so heftig, dass er fast taumelte. Er schloss die Augen, zwang sich, ruhig zu atmen und die Angst zu bekämpfen. Die Angst war der Feind.

Er presste entschlossen die Lippen zusammen, öffnete seine Augen und atmete langsam durch die Nase ... was sich als Fehler erwies. Die Luft hier war heiß, beißend und voller Schwefel. Rasch hob er die Hand und hielt eine Ecke seins Umhangs vor Mund und Nase.

Lange würde er es in dieser brodelnden Hölle nicht aushalten, trotz des magischen Trankes, den vor dem Aufbruch zu sich genommen hatte.

Er stand auf einem Felsvorsprung, der sich weit oben über einem See aus Lava erhob. Eine Frau stand majestätisch am Rande des Vorsprungs gekleidet in ein schwarzes Gewand aus fließendem Stoff, der sich jeder ihrer Rundungen zart anschmiegte.

Es war die Priesterin.

 

Der Schein der Glut ließ ihr hellgoldenes Haar leuchten wie die untergehende Sonne. Ihr schien weder die Hitze noch der Gestank etwas auszumachen. Das Kinn stolz nach oben gereckt, lächelte sie ihm entgegen und breitete die nackten Arme aus.

„Willkommen, Prinz von Kantú. Willkommen im Berg des Dämons!“

Den Stoff seines Umhangs noch immer vor dem Gesicht nickte er ihr zu. Es ärgerte ihn, dass sie sich hier gebärdete, als wären Hitze und Gestank nicht vorhanden, während er kaum atmen konnte. Und doch, wie er sie dort stehen sah, stolz und schön im Schein der Lava, spürte er ein heftiges Verlangen nach ihr.

Langsam schritt er auf sie zu, den Rand des Vorsprungs stets im Blickwinkel.

„Seid Ihr bereit, Prinz?“ verlangte sie zu wissen und er meinte in ihren Augen zu erkennen, dass sie auf ihn herabsah.

Er ließ den Zipfel seines Umhangs sinken. „Bereit für alles, was notwendig ist.“

 

Wenn er nur ganz flach atmete, nicht hinunter in die glühende Tiefe sah und sich allein auf die Priesterin konzentrierte, mochte er es hier oben eine kurze Weile aushalten.

 

Sie schloss die Augen, drehte sich langsam um, legte den Kopf in den Nacken und rief andächtig: „Oh Dämon, Sohn der Sonnengöttin Alanwy und des Herrn der Dunkelheit, höre mich, Deine getreue Dienerin Zelena! Höre mich, Kind des Feuers und der Dunkelheit! Bei mir steht demütigst Arthano, Prinz von Kantú, und erflehet Deine Gunst!“

Sie warf Arthano einen Seitenblick zu. Das war wohl sein Zeichen.

Er sank auf die Knie, die scharfen Gesteinsbrocken auf dem Boden drückten sich schmerzhaft durch den Stoff seiner Hose.

„Hier knie ich vor Deiner Priesterin und erflehe Deine Gunst“, sprach er die Worte, wie sie es ihm zuvor eingegeben hatte.

Sie griff nach dem Zeremoniendolch an ihrer Hüfte und hob ihn feierlich über den Kopf. „Oh Dämon, siehe hier stehen wir und erflehen Deine Gunst! Koste den Saft des Lebens! Unser Leben ist ganz Dein!“ Grob packte sie nach Arthanos Handgelenk. Die scharfe Klinge ihres Dolches hätte selbst die lederne Haut eines Nashorns zertrennt. Sie hinterließ eine rote Linie in seiner Handfläche.

Blut tropfte auf den schwarzen Boden zwischen ihnen.

„Erhebe dich, Prinz, und schwöre deine Treue.“

Er tat wie ihm geheißen, während sie sein Handgelenk noch immer festhielt.

„Ich, Arthano, Prinz von Kantú, gelobe dem Dämon des Berges, Frucht des Leibes der Sonne und des Gottes der Dunkelheit, ewige Treue. IHM will ich huldigen. ER soll mich leiten und nur IHM will ich dienen. Möge ER durch meine Taten groß werden!“

Sie nahm seinen Arm und hielt ihn über den Rand des Vorsprungs. Sein Blut tropfte in die Tiefe.

Obwohl es eigentlich unmöglich war, meinte er, ein leises Zischen zu hören, als das Blut weit unten auf die Lavamasse traf...

Die Priesterin schloss erneut die Augen und hob die Arme. Den Kopf legte sie in den Nacken und atmete tief ein.

Arthano glaubte, ersticken zu müssen, wenn er diesen verdammten Berg nicht endlich verließ. Ja, er wollte die Gunst des Dämons. Und ja, er würde einfach alles dafür tun, endlich Herrscher über Kantú zu sein.

Er würde seinen schwächlichen Bruder in die Verbannung schicken. Seine Schwester, die Schlampe aus Alantua, würde er als Sklavin in den Süden verkaufen. Und unter ihm würde Kantú endlich wieder so mächtig werden, wie es vor tausend Jahren gewesen war. Arthano würde als größter König Kantús in die Geschichte eingehen.

Dies alles setzte jedoch voraus, dass er lebend aus dieser heißen, stickigen Hölle entkam!

Endlich ließ das Weib die Arme sinken. Aus glühenden Augen musterte sie ihn. Sie wirkte geradezu ekstatisch. Langsam schob sie die dünnen Träger ihres fließenden Gewandes über die nackten weißen Schultern. „Der Pakt muss besiegelt werden“, sprach sie feierlich und der dünne Stoff rutschte zu Boden.

Arthano hatte sie bereits begehrt, als sie in Zaroms Tempel zum ersten Mal auf ihn zugekommen war. Ihr helle Schönheit, die weiße glatte Haut und das glänzende Haar, das über üppige Brüste und eine schmale Taille zu ihren runden Hüften fiel. Der Stolz in ihrer Haltung und in ihren dunklen Augen reizte ihn noch mehr. So war er jetzt mehr als bereit, sie zu nehmen.

Sie vereinigten sie auf dem harten Gestein des Dämonenberges und Arthano stieß sie hart und unnachgiebig. Sie stöhnte – ob vor Lust oder vor Schmerz, vermochte er nicht zu sagen. Doch als er sich in ihr ergoss, beugte sie sich ihm verlangend entgegen und klammerte sich mit ihren glatten weißen Oberschenkeln an seine Hüften.

Als er seine Beinkleider wieder zuschnürte, hatte er das Gefühl, seine Lunge stünde genauso in Flammen wie sein Glied. Er wollte einfach nur noch raus aus dem Dämonenberg, hinaus an die frische Luft der Nacht.

„Dies ist der Beginn eines neuen Zeitalters“, sprach die Priesterin feierlich. „Der Dämon wird dich zu höchstem Ruhm tragen. Und durch dich wird der Dämon endlich zu dem, was Ihm bestimmt ist: Zu einem Gott. Jede Tat, die du in Seinem Namen begehst, jedes Opfer, das du Ihm schenkst, wird Seine Macht mehren. Und mit Seiner Macht wächst Seine Gunst und mit Seiner Gunst wächst dein Ruhm.“

Arthano nickte. Allmählich wurde ihm das pathetische Gerede der Priesterin zu viel. Sie hatten das Ritual durchgeführt. Sein Leben gehörte nun allein dem Dämon, reichte das nicht?

„Blut ist es, wonach es dem Dämon am meisten giert. Der Lebenssaft lässt ihn mächtiger und mächtiger werden. Schenke ihm reichlich davon, Prinz von Kantú.“

„Das habe ich vor“, antwortete er.

Sie hatte sich ebenfalls wieder angekleidet. Doch der glänzende Stoff betonte ihre Rundungen mehr, als sie zu verdecken. Da war er wieder, dieser herablassende Stolz in ihren dunklen Augen.

Das Glühen aus der Tiefe tauchte ihr Haar in rotes Licht ... rot wie Blut.

Arthano trat zu ihr, zog sie in die Arme und schenkte ihr einen leidenschaftlichen Kuss. Dann lächelte er.

„So soll er dieses Leben nehmen für den Anfang“, sprach er und stieß sie von sich.

Erst als sie bereits fiel, schien sie zu begreifen. Der Stolz wich Entsetzen. Sie schrie.

Und Arthano lächelte noch immer.

Der Dämon begrüßte das Opfer mit feurigem Brodeln.

Jessica Bernett

Nutzung nur mit Genehmigung der Autorin!